Projekt 214
Wasser. Macht. Identität
Dieses Projekt wurde im September 2023 abgeschlossen.
Träger: Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden
Während des „Wiesbadener Jahrs des Wassers 2022“ untersuchte das sam – Stadtmuseum am Markt in seiner Sonderausstellung mit dem Titel „Wasser Macht Identität“, seit wann und inwiefern das Element „Wasser“ das kulturelle Selbstbild der Stadt prägte.
Ziel war es, zu den anderen Ausstellungsprojekten in Wiesbaden im Rahmen des o.g. Schwerpunktthemas eine grundlegende kulturgeschichtliche Ergänzung anzubieten.
Die Bedeutung des Wassers für Wiesbaden, insbesondere der heißen Quellen, zeigte sich bereits vor mehr als 2000 Jahren, denn die Stadt besaß schon zur Römerzeit unter dem Namen „Aquae Mattiacorum“ ein hohes Ansehen. Dank seiner heißen Quellen stellt Wiesbaden die einzige Stadt im heutigen Bundesland Hessen dar, die von der Antike bis heute durchgehend besiedelt ist. Wiesbaden ist somit die älteste Stadt Hessens und zusammen mit Aachen die erste Bäderstadt Deutschlands. Nachdem die antike Badekultur längere Zeit weitestgehend in Vergessenheit geriet, genoss Wiesbaden um 1850 wieder ein so großes internationales Ansehen als Kur- und Badeort, dass die Stadt mit der Benennung als „Weltkurstadt“ Ende des 19. Jahrhunderts sogar Baden-Baden als damals bedeutendste internationale Kurstadt überstrahlte.
Unter dem Titel „Wasser Macht Identität im römischen Wiesbaden“ wurde im ersten Teil der Ausstellung die Aspekte Religion, Wasserversorgung sowie Hygiene und Medizin in der Antike mit einem Schwerpunkt auf Wiesbaden und die Region vertiefend behandelt. Alle drei Bereiche sind durch das Hauptthema Wasser miteinander verbunden.
Zur Einführung in den Ausstellungsbereich konnte zusammen mit einem Künstler das römische Wiesbaden in einem Ölgemälde erstmals bildlich rekonstruiert werden und bot den Besucher:innen einen anschaulichen Einstieg in das antike Wiesbaden. Intensive Recherchen zur Ausstellungsvorbereitung erbrachten bisher unbekannte Erkenntnisse, die das Bild des römischen Wiesbadens erweitern und auch die Bedeutung des damaligen Verwaltungshauptortes hervorheben. So wurden beispielsweise in der Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) Carrara-Marmorfragmente aus den großen Thermenanlagen am Kranzplatz entdeckt, die bisher unbekannt waren und auf eine repräsentative Ausstattung der dortigen Badehäuser schließen lassen. Eine ebenfalls in der SNA befindliche horizontale Sonnenuhr aus dem Bereich der Wiesbadener Schützenhofquelle erwies sich als einziger Typus nördlich der Alpen. Eine identische Sonnenuhr ist aus Pompeji bekannt. Ergänzt wurden die mehrheitlich aus der SNA stammenden Ausstellungsstücke mit herausragenden Objekten aus der Region, die als sinnvolle Ergänzung der jeweiligen Themenbereiche dienten. Eine Reisesonnenuhr aus dem Landesmuseum Mainz und eine Wasserauslaufuhr aus dem Archäologischen Museum Frankfurt zeigten neben der Sonnenuhr zwei weitere Varianten der Zeitmessung bzw. der Wassernutzung. Ein nahezu vollständig erhaltenes Speculum aus dem Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz ergänzte die Sammlung medizinscher Instrumente aus der SNA und verdeutlichte das breite Spektrum antiker Medizin.
Im Rahmen des zweiten Teils der Ausstellung „Die Wiederentdeckung der Antike um 1900“ gelang es vermeintlich Bekanntes deutlich zu vertiefen bzw. zu revidieren. Dies wurde dank Recherchen in regionalen und überregionalen Archiven möglich. So konnten nicht nur bauliche Situationen bzw. Funktionen (z.B. im Fall der Kochbrunnenanlage bzw. der sogenannten Heidenmauer, eine römische Stadtmauer die manchen als ehemalige Wasserleitung gilt) geklärt, sondern auch Hintergründe der Entwicklung des Wiesbadener Badewesens selbst aufgezeigt werden.
Waren hier Bestrebungen zur Verbesserung der Hygiene grundlegend, so spielte der Aspekt von Geselligkeit eine ebenso maßgebliche Rolle: Wie zur Römerzeit, war um 1900 die Badekultur ein wichtiger Ausdruck sozialer Teilhabe am Kaiserreich und zugleich ein Mittel der obrigkeitlichen Machtdemonstration.
Das Projekt wurde von der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region mit 15.595,42 € bezuschusst.
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